B Corporations - einfach erklärt
B Corps wie Lemonade und Patagonia haben erkannt, dass für Unternehmen nicht nur Gewinn im Mittelpunkt stehen sollte, sondern auch gesellschaftlicher Mehrwert.
B Corps wie Lemonade und Patagonia haben erkannt, dass für Unternehmen nicht nur Gewinn im Mittelpunkt stehen sollte, sondern auch gesellschaftlicher Mehrwert.
Hast du dich schon ‘mal gefragt, was der Zweck eines Unternehmens ist?
Vor fünfzig Jahren hat der Ökonom Milton Friedman einen extrem einflussreichen Essay in der New York Times veröffentlicht. Seine Message war deutlich: Die soziale Verantwortung eines Unternehmens liegt darin, seinen Gewinn zu maximieren.
In anderen Worten: Der einzige Zweck einer Firma ist es, Geld zu verdienen. Bekannt als Shareholder Value Konzept wurde Friedmans Statement unheimlich beliebt – was unweigerlich dazu führte, dass Unternehmen fein aus dem Schneider waren, was moralische Verantwortung gegenüber dem Allgemeinwohl anging.
Jedoch hat sich unsere Welt seit diesen Jahren drastisch verändert – und mit ihr die Art und Weise, wie wir Geschäfte machen. Inmitten von rauer wirtschaftlicher und gesundheitlicher Ungleichheit, Rassismus – und ganz zu schweigen vom Klimawandel und einem sich zunehmend erwärmenden Planeten – sind einige Unternehmen auf der Suche nach einer besseren Version des Kapitalismus.
Verbraucher:innen, Mitarbeiter:innen und die Kapitalmärkte pushen Unternehmen dazu „aufzuhören, ein großer Teil des Problems zu sein und damit anzufangen, mehr zur Lösung beizutragen.”
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist der Aufstieg der sogenannten B Corporation (B steht für ‘Benefit’), einer neuen Art von Unternehmen, die für gesellschaftlichen Mehrwert und ökologische Nachhaltigkeit zur Rechenschaft gezogen werden kann. Im Endeffekt ist eine B Corporation der deutschen gemeinnützigen GmbH gar nicht mal so unähnlich, darf aber im Gegensatz zu dieser Gewinne an Aktieninhaber:innen weitergeben.
Höhere Standards bezüglich des Gemeinwohls sind für die B Corps somit kein reines Lippenbekenntnis – es gibt strikte Prozesse, um sicherzustellen, dass sich die Unternehmen an gemeinsame Werte und Vorgehensweisen halten. Dies erlaubt es ihnen, ihr Engagement für die Gesellschaft, ihre Mitarbeiter:innen und die Umwelt in einer Welt wo jeder angibt ‘grün’ und ‘gut’ zu sein, einfacher zu kommunizieren.
Es stimmt schon, dass der von Geschäftsführer:innen geleitete Roundtable in 2019 Stellung zum Thema bezog – mit dem Vorschlag, dass ein modernes Unternehmen nicht einfach nur Bargeld drucken kann, sondern auch „in seine Mitarbeiter:innen investieren, die Umwelt schützen, sowie fair und ethisch mit seinen Lieferant:innen umgehen sollte.” Wie eine kürzliche Follow-up-Studie jedoch herausfand, hat dies zu wenig konkreten Änderungen geführt.
Beim B Corp-Zertifizierungsprozess geht es jedoch um Verantwortlichkeit. Oder wie es vom Harvard Business Review beschrieben wird: Er stellt eine Möglichkeit dar, „Unternehmen davon abzuhalten, die Persona eines verantwortungsvollen Bürgers anzunehmen, während sie weiterhin kontinuierlich Praktiken zur Gewinnmaximierung durchführen.”
Alles begann mit B Lab, einer 12 Jahre alten Non-Profit-Organisation, die mit dem Ziel gegründet wurde, Gewinnmaximierung und eine soziale Mission miteinander in Einklang zu bringen.
Die NGO erstellte eine von einer Drittpartei regulierte Zertifizierung, die sogenannte B Corp-Zertifizierung (stell’ sie dir ähnlich wie das Fair-Trade-Siegel vor), die auf der verifizierten Leistung eines Unternehmens im „B Impact Assessment” basiert.
„Es gibt nur circa 3.500 certified B Corporations, einschließlich Lemonade, Ben & Jerry’s, Warby Parker und Patagonia”
Der Prozess bewertet Marken auf einer Punkteskala, die fünf Hauptkategorien abdeckt: Unternehmensführung, Mitarbeiterrechte, sowie Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Kund:innen. Insgesamt 150 Fragen untersuchen jeden Teil des Unternehmens haargenau, von deiner Lieferkette zu wohltätigen Spenden bis hin zu Mitarbeitervergünstigungen und Kundenzufriedenheit.
Um einige Beispiele zu nennen: Wie ist dein Unternehmen zum Nutzen deiner Mitarbeiter:innen strukturiert? Spricht dein Produkt oder Service ein gesellschaftliches oder wirtschaftliches Problem durch bzw. für deine Kund:innen an?
Und es geht weiter: Wie bezieht dein Unternehmen soziale und ökologische Leistungen in die Entscheidungsfindung mit ein? Wie hoch war der Gesamtenergieverbrauch in den letzten 12 Monaten? Wie hoch ist das niedrigste Gehalt des Unternehmens – auf Stundenbasis berechnet? Wie sieht’s aus mit Praktikant:innen, Inclusive Recruiting, sowie Gesundheits- und Wellnessprogrammen für Mitarbeiter:innen?
Um zertifiziert zu werden, erhalten alle B Corps am Ende der Bewertung eine Punktzahl. Firmen müssen mehr als 80 Punkte erreichen, um sich ihren B Corp-Status zu sichern – also ist es nicht nur ein Pass/Fail-System, sondern eine Bewertung, die sich zusammen mit dem Unternehmen verändert.
Außerdem ist es eine Erinnerung daran, dass sich sozial verantwortliche Unternehmen immer weiterentwickeln, verbessern und noch mehr Gutes tun können.
In jeder Phase können vom Unternehmen Dokumente verlangt werden, die die längerfristige Gültigkeit der Aussagen bestätigen, die dann vom B Lab-Prüfungsausschuss überprüft werden. Beispielsweise wurde Lemonade gebeten, Daten über unseren Energieverbrauch, der CO2-Bilanz und Müllbeseitigung zu liefern.
Jedoch müssen Unternehmen nicht nur die 80 Punkte-Bewertung bestehen, die vom B Lab erstellt wurde.
Sie müssen zudem ein rechtliches Rahmenkonzept verabschieden, das explizit erwähnt, dass das Unternehmen alle Stakeholder in die Entscheidungsfindung mit einbezieht.
„Eine B Corporation erkennt, dass sie für ihre Mitarbeiter:innen, die Umwelt und die Gesellschaft im Allgemeinen Verantwortlichkeit zeigen muss.”
Bedenke, dass der Begriff Stakeholder oder Interessenvertreter:innen eine viel größere Kategorie als nur die Aktieninhaber:innen umfasst. Während sich traditionelle Unternehmen einzig und allein auf die Bedürfnisse des Vorstands, oder derjenigen, die Aktien besitzen, konzentrieren, gehören Mitarbeiter:innen, Lieferant:innen, sowie die Umwelt zu den Stakeholdern der B Corps.
Durch die Schaffung einer Infrastruktur des Stakeholder-orientierten Kapitalismus, muss eine B Corp die unzähligen Auswirkungen ihres Businesses, die über ihre finanzielle Leistung hinausgehen, erkennen.
Wenn du Erfolg ausschließlich am eigenen Gewinn misst – ohne Umweltverschmutzung, soziale Unruhen und jegliche Ungleichheiten, die dein Unternehmen verursacht, mit einzubeziehen – stellt deine Bilanz kein akkurates Bild dar. Deine Taschen füllen sich, während die Gesellschaft um dich herum möglicherweise leidet.
Da es kein einfacher Prozess ist, bedeutet die Auszeichnung als B Corp wirklich was. Mehr als 100.000 Unternehmen haben sich seit dem Start in 2006 für das B Impact Assessment angemeldet, aber nur 3.500 Firmen, inklusive Marken wie Ben & Jerry’s, Warby Parker, Patagonia, the Guardian, Kickstarter, and All Birds, sind neben Lemonade certified B Corps. Auch einige wenige deutsche Unternehmen, haben es bisher geschafft, die Zertifizierung zu ergattern und sich der B Corp-Bewegung anzuschließen. Zu ihnen gehören beispielsweise Ecosia, Berlin Organics, Startnext und goood.
Angesichts der Bedeutung, die die Medien und Konsument:innen der sozialen Mission eines Unternehmens zuschreiben, könnte man denken, dass alle Firmen sich schnellstmöglich bemühen würden, einen B Corp-Status zu erhalten. Untersuchungen des Harvard Business Reviews legen jedoch nahe, dass zwischen dem Glauben daran, dass ein sozialer Zweck in ein Unternehmen integriert werden sollte, und der Fähigkeit das auch zu tun, eine erhebliche Lücke besteht.
Der B Corp-Prozess ist kein Zuckerschlecken (obwohl die Zertifizierung selbst kostenlos ist). Jamie Oliver verglich in einem kürzlichen Interview die Zertifizierung der Jamie Oliver Group zum Umgang mit der britischen Steuerbehörde: „Es ist verdammt schwierig und lässt das Finanzamt wie eine Schmusekatze aussehen.”
Wie Outland Denim Gründer James Bartle Vogue mitteilte, halten sich Unternehmen, die Zeit und Energie darauf verwenden, B Corps zu werden, in der Regel an ihr Wort. „Wenn du die Schwächen deines Unternehmens nicht preisgeben möchtest, ist B Corp nichts für dich,” bringt er an. „Für einen reinen Marketing-Gag ist es ein ziemlich mühsamer Prozess.”
Lemonade wurde gegründet, um Versicherungen mit einem sozialen Mehrwert auszustatten, und unsere Wahl, eine B Corp und eine Public Benefit Corporation zu werden, verpflichtet uns gesetzlich zu einem ‘doppelten Gewinn’. Und zwar indem wir die Geschäftstätigkeit als eine Kraft für das Allgemeinwohl nutzen.
Dies erfordert es von uns, offen auszudrücken, was wir für ‘gut’ erachten und was nicht. Mit Initiativen wie unserem Giveback Programm – und unserer Haltung gegenüber Themen wie Waffenbestimmungen und Kohle – bemühen wir uns, uns nach bestem Wissen und Gewissen für das Richtige zu entscheiden. Diese Mission teilen wir mit der B Corp-Community, einem Club, bei dem wir stolz darauf sind, ein Teil davon zu sein.
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